Welcher Brauer oder Bierenthusiast kennt das nicht? "Irgendwie riecht/schmeckt das Bier komisch. Ist da was beim Brauen schiefgelaufen?"
Um dieser und anderen Fragen zu Bieraromen nachzugehen, haben die Braufreunde Berlin e.V. ein 1. Bierfehler- und Biersensorikseminar veranstaltet. Somit trafen sich 18 Teilnehmer am 3. Juli 2016 im Bierlieb zu einer geschmacklichen Entdeckungsreise.
Über einen Zeitraum von etwa 4 1/2 Stunden an einem ruhigen Sonntagnachmittag haben sich alle Beteiligten durch ein professionell zusammengestelltes Sortiment aus 25 gezielt kontaminierten und aromatisierten Bierproben durchgerochen und durchgekostet und haben dabei einiges über mögliche Brau- und Gärfehler sowie ihre eigenen sensorischen Fähigkeiten erfahren.
Dabei stellte sich der ruhige und von jeglichen Störeinflüssen freie Seminarraum im Bierlieb als optimaler Veranstaltungsort heraus. Die Fehlgeschmäcker und Bieraromen wurden im Vorfeld in drei zeitlich aufeinander folgende und durch Pausen unterbrochene Verkostungsgruppen eingeteilt. Begonnen wurde mit neun sehr wichtigen Fehlgeschmäckern, wonach dann nach und nach auch exotischere Aromen auf den Tisch kamen. Zur Geschmacksneutralisierung wurden Weißbrot, Wasser und natürlich nichtaromatisiertes Referenzbier gereicht.
Die Proben wurden einzeln blind verkostet und nach zügiger Auflösung anhand eines vorbereiteten Skripts im Hinblick auf sensorische Wahrnehmung, Ursachen und erforderlichenfalls Vermeidung besprochen. Dabei gab es einige sensorische Überraschungen, z.B. Assoziationen mit bekannten Biermarken ("wieso schmeckt diese Probe plötzlich wie ein Beck's?", "das schmeckt ja wie ein Pilsner Urquell!"), neue Wortbilder ("wer ist denn mit dieser Ziege in den Stiefeln durch die Karibik gewandert?"), stark differierende Geschmackseindrücke ("eindeutig Schweinestall!" - "könnte aber auch als Jasminnote durchgehen!") oder ganz einfach unterschiedliche Wahrnehmungsschwellen ("das ist ja WI-DER-LICH!" - "Wieso? Ich schmecke hier fast nichts!").
Im Nachhinein war das Programm mit 25 Aromen sicherlich eine Herausforderung, aber dank guter Vorbereitung und strukturiertem Vorgehen gut zu schaffen. Das sehr neutrale "Tegernseer Helles" war denkbar gut als Referenzbier geeignet, und die verwendeten Plastikbecher waren aufgrund des sich nicht verjüngenden Kopfraums vielleicht nicht die optimale Lösung, dafür aber in Bezug auf den Aufwand äußerst bequem.
Wir danken allen Teilnehmern für die gute Atmosphäre und die regen Diskussionen und freuen uns schon jetzt, am 20. August 2016 ein zweites Seminar anbieten zu können.